Auferstehung ist unser Glaube,

Wiedersehen unsere Hoffnung,

Erinnerungen und Gedenken sind unsere Liebe…

 

 

 

Liebe Trauernde,

Weihnachten, dieses hohe Fest der Liebe, welches früher immer die schönste und höchste Bedeutung im Jahr hatte, dieser Höhepunkt aller Festlichkeiten, hat für jene, die gerade einen nahestehenden, lieben Menschen verloren haben plötzlich jeglichen Sinn verloren.

Das Fest der Liebe und des Friedens ist für Sie momentan nur noch mit Trauer gefüllt und grossem Schmerz verbunden.

Auch jene Hinterbliebene, die vielleicht geglaubt haben, inzwischen aus der tiefsten Trauer heraus zu sein, fürchten sich vor diesen Festtagen und fallen gerade jetzt in der Weihnachtszeit, wieder in ein tiefes Loch, sind vollkommen verzweifelt, fühlen sich einsam und verlassen. Sie werden obendrein in Ihrer Trauer von Ihrem Umfeld vielmals nicht verstanden. Was oder wer aber sollte Sie in dieser schweren Zeit auch trösten? Der Mensch um den Se trauern, den gibt es nicht mehr. Der Schmerz um den Verlust, dieses "Gegangen sein"  ohne Wiederkehr, das Bewusstsein dieser Endgültigkeit, der Schmerz um diesen Verlust unseres geliebten Menschen, intensiviert sich in diesen Tage immens. Insbesondere wenn man Weihnachten "zum ersten Mal allein" ohne den geliebten Verstorbenen erlebt, ist der schmerz kaum zu ertragen. Es tut weh, diese bunte Welt der Lichter zu erleben und zugleich zu wissen, dass diese Welt in der Form, wie wir sie jahrelang erlebten, niemals mehr existieren wird.

Eine ungeahnte Sehnsucht nach dem Menschen der uns für immer verlassen hat, ergreift jedes Jahr in der Weihnachtszeit in schmerzvolle weise Macht über uns. Der Mensch mit dem wir früher alles teilten, mit dem wir das hohe Fest der Liebe planten, vielleicht zusammen mit ihm vorbereiteten, uns gemeinsam darauf freuten, um dieses hohe Fest der Liebe  zusammen zu feiern, dieser Mensch fehlt uns nun für immer, er ist nicht mehr da. Geblieben ist ein grosses Loch, eine unvorstellbare Leere...

Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass sich dieses schreckliche Empfinden, Weihnachten zum ersten Mal allein, in der Trauer wirklich am schlimmsten anfühlt. Vielleicht  fällt es Ihnen gerade in diesen Tagen genauso schwer, wie mir damals, daran zu glauben, dass sich der Schmerz um den Verlust, die Trauer um einen lieben Menschen irgendwann verändert. Doch glauben Sie daran, Sie dürfen wirklich ganz zuversichtlich sein, im Laufe der Zeit verändert die Trauer tatsächlich ihr Gesicht, so unvorstellbar es im Moment für Sie noch sein mag.

Natürlich intensiviert sich der Schmerz, die Trauer insbesondere in der Weihnachtszeit jedes Jahr zur Weihnachtszeit wieder etwas, aber die Trauer wird im Laufe der Jahre anders und immer erträglicher. Bedenken Sie, dass Weihnachten schon immer das emotionalste Fest war und ist und mit Ihrem Verlust kommen nun noch gewaltigere Emotionen der Trauer hinzu.

Sie werden im Laufe der Zeit mit der Trauer besser umzugehen lernen und auch wieder Freude empfinden können, trotzdem nie wieder etwas so sein wird, wie es einmal war, auch Weihnachten nicht.

Der Weg der Trauer führt durch ein langes dunkles Tal, er führt durch einen dunklen Tunnel, aber er führt zurück ins Leben. Der Weg führt Sie in ein anderes schönes Tal, welches wieder mit hellem Licht gefüllt sein wird, nur ganz und gar anders.

Ich möchte Ihnen aus meiner eigenen Erfahrung noch einen Tipp geben:

Ich habe im ersten Jahr meiner Trauer Weihnachten absichtlich nicht beim Namen genannt. Ich sprach nur von den Wochentagen, also nicht von Heilig Abend oder dem ersten und zweiten Feiertag, denn für mich gab es keinen FEIERTAG mehr, es gab nicht den geringsten Grund zum Feiern. Meine Psychologin gab mir den wertvollen Hinweis, die Weihnachtstage bei den Wochentagen zu nennen auf die diese Feiertage fallen.

Mein inneres Gefühl bestimmte damals wie ich in diesen schweren Tagen mit mir umgehen sollte. Ich hörte nur noch auf meine innere Stimme, die genau wusste, was MIR gut tut, wo in aller Welt und in der ganzen Familie doch nur noch Weihnachten zählte. Weihnachtsmärkte und alles drum und dran mied ich tunlichst, denn der Schmerz das bunte Treiben dort zu ertragen hätte mir zusätzlich das Genick gebrochen. Wenn ich eingeladen worden bin, habe ich darum gebeten auf Weihnachtsmusik zu verzichten. Leider wurde meine Bitte nicht immer berücksichtigt, deshalb bin ich dann auch so schnell wie möglich wieder nach Hause gegangen. Ich  musste lernen NEIN zu sagen, mich nicht mit Weihnachten und allem was dazu gehört überrumpeln zu lassen, um nicht noch mehr Schmerzen zu ertragen.

Natürlich habe ich mit meinem Verhalten meine Familie in ihren Erwartungen sicherlich enttäuscht, vielleicht sogar vor den Kopf gestossen. Aber ICH hatte nun mal den wichtigsten Menschen aus MEINEM Leben verloren. So wie ich diesen Verlust erleben und erleiden musste, dass blieb ihnen erspart. Natürlich trauerten sie auch und waren teilweise sicherlich ohnmächtig in ihrer Trauer, doch so wie ich, konnten sie gar nicht fühlen, denn ihr Leben ging seinen gewohnten Gang mit allen Aufgaben und Verpflichtungen weiter, aber mein Leben war für immer ein ganz anderes und eine Zeit lang stehen geblieben!

Ich begann in jener "ersten" Weihnachtszeit allmählich zu begreifen, dass mein Umfeld gar nicht begriff, geschweige denn ahnte, welch immenser Schmerz aufgrund des Verlustes meines gelliebte Mannes, mein Herz zerriss.

Doch auch diese „ersten Weihnachtstage allein“ vergingen und das Leben tat das, woran ich überhaupt nicht glauben konnte, das Leben ging nämlich tatsächlich weiter! Und auch die immer wieder kehrenden Phasen der Trauer begannen im Angesicht des bevorstehenden Frühjahrs so ganz langsam ihr Gesicht zu verändern. Auch wenn diese Veränderung der Trauerphasen nur in winzig kleinen, manchmal kaum spürbaren Schritten geschahen, gab es mehr und mehr Augenblicke, in denen ich mich etwas besser fühlte, nicht mehr zutiefst von der Trauer gebeutelt wurde. Na klar es gab auch da noch immer wieder sehr heftige Trauerattacken, aber es gab schon mal winzige "Verschnaufpausen".

Liebe Trauernde, glauben Sie mir, ich weiss um Ihren unsäglichen Schmerz, leider kenne ich ihn aus eigener Erfahrung! Deshalb wünsche ich Ihnen von Herzen ganz viel Kraft für die kommende Weihnachtszeit. Ich wünsche Ihnen verständnis-und rücksichtsvolle Menschen um Sie herum und jemanden der Sie schweigend in seine Arme schliesst, sie in Ihrer Trauer stillschweigend annimmt ohne Ihnen irgendwelche Vorschriften zu machen.

Bedenken Sie, dass ihr lieber Verstorbener im Herzen immer bei Ihnen ist und Sie ganz sicher nicht  für immer so traurig sehen möchte. Unsere lieben Verstorbenen haben uns geliebt, diese Liebe überdauert alles, deshalb können wir sicher sein, dass unseren Verstorbenen nichts wichtiger ist, als das wir irgendwann wieder glücklich sind.

Zu beginn dieses Briefes befindet sich ein Engel, ich schenke Ihnen diesen ganz besonderen Engel für diese kalten und dunklen Wintertage. Möge er Ihnen Kraft geben, Ihnen diese dunkle Zeit ein wenig erhellen und Ihnen Zuversicht und Hoffnung auf Ihrem Weg aus der Trauer vermitteln!

 

Mit stillem Gruss und Mitgefühl,

herzlichst

Nati Merlin

 

                   

 

 

 

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