Seelenwanderung und ein Traum – oder gar eine wahre Begegnung?

 

Bevor ich meinen Traum hier erzähle, möchte ich noch etwas zum Träumen im allgemeinen sagen:

Vor Jahren habe ich sehr viel über die Bedeutung von Träumen und dem Sinn des Träumens selbst, recherchiert. Unzählige  Bücher und Lektüre übers Träumen wurden von mir verschlungen, wo immer ich sie fand. Mich interessierte es, was es mit unseren Träumen tatsächlich auf sich hat, was passiert mit uns, mit unserer Seele, wenn wir träumen.

Mein Interesse mehr über das Träumen zu erfahren wurde insbesondere auch dadurch geweckt, dass ich einige Male im Traum erlebte, was sich kurze Zeit später bewahrheiten sollte. Dieses „Voraus-Träumen“ war mir total unheimlich und machte mir im Nachhinein immer wieder grosse Angst, weil ich oftmals auch sehr schreckliche Dinge träumte und ich dann befürchtete, dass diese wahr werden könnten. Doch zum Glück war es nicht immer so, dass jeder schreckliche Traum auch Wahrheit wurde.

Allerdings träumte ich ungefähr zwei Wochen vor dem Tod meines Mannes haargenau, in allen Einzelheiten die Organisation und den Ablauf  seiner Beerdigung. Dabei hatte ich nie den Gedanken daran gehabt, dass er bald sterben wird. Ich glaubte doch mit grösster Überzeugung daran, dass er wieder gesund wird. Erst beim Bestatter, der „zufälliger“ Weise die Bestattung übernahm und nicht der Bestatter war, den unsere Familie im Todesfall sonst immer beauftragte, wurde mir mit unheimlichem Gefühl bewusst, dass alles genau so verlief, wie ich es kurz zuvor geträumt hatte. Im Traum sass ich schon einmal genau bei diesem Bestatter, wo ich mich jetzt leider in der Realität befand.

Nach den Träumen in der Nacht spürte ich am anderen Morgen immer wieder, dass die Gefühle, das Empfinden, alles was mit den Träumen verbunden war, völlig unterschiedlich sein konnten. Mal war es einfach nur ein wunderschöner Traum, ein anderes Mal vielleicht sogar ein Albtraum aus dem ich mehr oder weniger mitgenommen erwachte, doch schon im Laufe des Tages wieder vergass.

Doch da gibt es auch immer wieder diese Träume, die so unglaublich echt sind, die so fühlbar sind, als wäre all das was ich im Traum erlebte wirklich passiert. Ich rieche die Menschen, nehme die  Umgebung klar und deutlich wahr,  fühle und spüre die Natur und das Wetter in diesen Träumen, sehe Länder und Ortschaften, die ich nie besuchte. Tagelang halten mich dann die Gefühle solcher absolut intensiven Träume derart gefangen, dass ich beschwören könnte, dass es nicht nur ein Traum war, sondern dass ich das, was ich glaubte „nur“ zu  träumen, real erlebt habe.

Das sind  dann auch die Momente, wo ich mich frage, ob es diese intensiv erlebten  Träume vielleicht in Wahrheit diese Wanderung der Seele sind, von der Wissenschaftler immer wieder schreiben. Es gibt Traumdeutungs-Experten und Seelenforscher, die behaupten, dass unsere Seele bei tiefster Entspannung in der Lage ist, sich aus dem Körper zu befreien und Orte aufzusuchen, die sie in ihrer Gefangenschaft der Hülle (unserem Körper), nie erreichen kann. Unsere Seele ist in dieser tiefsten Entspannungsphase sogar in der Lage, Kontakt mit unseren lieben Verstorbenen aufzunehmen.

Ich frage mich, ob es gleichermassen so ist, wenn die Aborigines ihre Traumpfade aufsuchen, um mit ihren Urahnen in Kontakt zu treten?  Doch nicht nur die Aborigines suchen bestimmte Orte auf, um mit ihren Vorfahren in Kontakt zu treten, nein, nahezu alle Urvölker der Welt tun dieses, um auf dieses Weise Rat in schwierigen Lebenssituationen bei ihren lieben Verstorbenen einzuholen. Es ist eine ganz besondere Art der Kommunikation zwischen den Welten, zwischen den irdischen Seelen und den Seelen in der anderen Welt.

Uns Menschen in dieser zivilisierten Welt ist diese Art der Kommunikation leider gänzlich abhandengekommen. Doch tief in uns allen schlummert diese Fähigkeit, sie ist nur im Laufe der ganzen Technisierung und mit dem Fortschritt der Neuzeit einfach verkümmert.  Nur wenige Menschen blieb der sogenannte sechste oder siebte Sinn (beides ist das gleiche;-) ) erhalten. Und genau diese Menschen sind dazu fähig, auf besondere Weise mit anderen Seelen, auch hier im irdischen, zu kommunizieren.

In meinem bisherigen Leben bin ich vielen bedeutenden Menschen begegnet, die mir sagten, ich hätte noch etwas ganz Kostbares. Dieses Kostbare sei der siebte Sinn, den ich mir gut bewahren soll, denn nicht viele Menschen würden darüber verfügen. Nur wie kann ich etwas bewahren, von dem mir persönlich nicht wirklich klar ist, dass ich im Besitz dessen bin?

So toll sich so eine Aussage, wie du hast den siebten Sinn,  für Aussenstehende auch anhören mag, ich kann nicht wirklich etwas damit anfangen, weil ich selbst diesen Sinn nicht bewusst an oder in mir wahrnehme. Und dass ich viel sensibler bin als manch anderer Mensch, ja nun, da bin ich immer davon ausgegangen und überzeugt, dass es daran liegt, dass sich alle Menschen einfach in ihrem Wesen unterscheiden.

Mein verstorbener Mann machte sich oft einen Spass daraus, wenn sich etwas bewahrheitete oder es uns beide völlig verblüffte,  dass ich  im Voraus „ahnte“.  Er sagte dann immer mit einem breiten Lächeln: „Manchmal bist du echt unheimlich, aber ich weiss es ja, du bist nicht von dieser Welt…“ Wir hatten unseren Spass dabei, mussten dann beide lachen und zugleich über das Erlebte staunen. Nicht selten redeten wir oft nächtelang über solch seltsame Geschehnisse.

Ich denke, eine ganz besondere Sensibilität liegt auch unserem seelischen Befinden zugrunde.Vermutlich hat jeder der dieses hier liest selbst schon mal bemerkt, dass er gerade in den Momenten auf gewisse Dinge ganz besonders reagiert, wenn er  traurig und verletzt ist, sich die Seele quasi in einem Ausnahmezustand befindet.

Ja, unsere Seele ist in besonders sensibler Situation auch ganz besonders empfänglich. Vermutlich ist die verletzte  und traurige Seele auch der  Grund, warum Trauernde plötzlich Zeichen von ihren lieben Verstorbenen bekommen besser gesagt empfangen können. Es ist wie bei einem Radio: Sind die Antennen „scharf“ eingestellt, empfangen wir den Sender.

In der Trauer sind wir einerseits vielmals total in uns gekehrt, doch andererseits ist die Seele aufgrund des schweren Traumas und Leidens auch wie eine offene Wunde. Jeder Windzug verursacht aufgrund der Empfindlichkeit ungeheuerliche Schmerzen. Die Seele ist in einem Ausnahmezustand und für ALLES viel empfänglicher und reagiert natürlich auch auf vieles bedeutend empfindlicher.

Ich frage mich selbst immer wieder, ob es im Tiefschlaf genauso ist? Ob unsere Seele im Tiefschlaf, wo sie einerseits  empfänglicher, andererseits frei und ungelöst weil durch unsere Gedanken nicht mehr beeinflusst und Gefühle nicht mehr manipuliert werden, wohl  tatsächlich Kontakt zu anderen Seelen aufnehmen kann? Ich weiss es nicht!  Dennoch beschäftigt mich die Frage, warum manche Träume so echt sind und mit einer Intensität nachhallen, als wäre es eine reale Begebenheit die wir gerade erlebt haben. 

Vor wenigen Tagen erlebte ich seit langer Zeit mal wieder so einen intensiven und "realen" Traum, der sich in allen Facetten so unglaublich echt anfühlte, dass ich beim Erwachen richtig Mühe hatte ins Hier und Jetzt zurückzukommen. 

Ich träumte, so unglaublich echt, dass ich es gar nicht mal im Ansatz beschreiben kann, wie es sich tatsächlich anfühlte.Ich nahm sogar die warme Luft im Traum wahr, konnte die Gerüche um mich herum aufnehmen und die Nähe der im Traum anwesenden Personen wie im realen Leben hautnah und total echt spüren.

Und hier ist mein Traum:

Mein jetziger Mann und ich gingen an einem warmen Sommertag spät nachmittags mit seinen beiden Kindern ein Stück spazieren. Wir befanden uns in Richtung Nachbarort. Links zur Seite meines Mannes ging Sohnemann, ich befand mich zur rechten Seite meines Mannes, die Tochter ging an meiner rechten Seite. Gemütlich und ausgeglichen schlenderten wir in Richtung Nachbarort. Ich genoss die laue Sommerluft dieses Spätnachmittages und erfreute mich an dem besonderen Licht der bereits tiefer stehenden Sonne.

Die Kids plauderten mit ihrem Vater über belanglose Dinge und ich war in meinen Gedanken versunken, verlor mich in der Schönheit der Natur, bewunderte die verschiedenen Bäume und Pflanzen in all ihren unterschiedlichen  Grüntönen. Das frische junge Mai-Grün schien alle anderen Farbtöne zu übertrumpfen. Ich roch die unterschiedlichsten Blütendüfte und genoss die warme Luft und die hauchzarten Windzüge auf meinen Armen. Wir waren ungefähr am Ende unseres Ortes, da bemerkte ich einen menschlichen Schatten. Zuerst war er hinter mir und ich spürte ganz deutlich, dass dieser Schatten unbedingt meine Aufmerksamkeit auf sich lenken wollte. Ich versuchte herauszufinden, ob mein Mann und die Kids diesen Schatten auch bemerkten, doch eindeutig bemerkten sie nichts.

So drehte ich mich zu diesen Schatten um und bemerkte, dass er viel „dicker“ oder „dichter“ und wie mir schien völlig,  „undurchdringlich“ war. Jedenfalls war er ganz anders, als ich je einen Schatten sah. Ich spürte, dass dieser Schatten mit mir Kontakt aufnehmen wollte, er machte sich auf unerlärliche Weise bemerkbar. Irgendwie belastete mich das alles und es war mir ein wenig unheimlich, weil ich gar nicht einordnen konnte, was da hinter mir ablief. Der Schatten blieb zunächst einen Moment lang beharrlich hinter mir und folgte uns. Immer und immer wieder drehte ich mich unruhig zu diesem Schatten um und versuchte zu erkennen, WER in diesem Schatten ist, denn ich spürte, dass da irgend jemand im Schatten verborgen ist.

Meinem Mann fiel natürlich auf das ich mich immer wieder umdrehte und er fragte mich plötzlich ziemlich genervt, was ich denn nur hätte, warum ich mich dauernd nach hinten umdrehe, unser Weg geht doch  in die andee Richtung, wobei er nach vorne zeigte.

Nun war mir klar, dass niemand ausser mir diesen Schatten wahrnahm. Wie sollte ich meinem Mann bloss erklären, dass ich da einen Schatten hinter mir sehe? So wich ich der Frage meines  Mannes aus und fragte, wie weit es von Lausanne nach Genf sei. Ich hatte nämlich zeitgleich mit dem Schatten die Bilder des Umzugs unserer“ Tochter  von Lausanne nach Genf vorm geistigen Auge. Mein Mann fragte mich, warum ich das frage, ob ich eine Reise dorthin plane.

Noch während ich in Gedanken nach einer Erklärung für den Schatten  suchte, drängte dieser sich plötzlich neben mich und nahm die Gestalt eines Menschen an. Es war die Gestalt eines Menschen, den ich noch nie zuvor im Leben gesehen habe: Ich sah klar und deutlich  die erstorbene Frau meines jetzigen Mannes, die richtige Mutter der Kids! (Ich bin ja nur die Stiefmutter)

Ich sah sie so klar und deutlich, dass ich sie hätte malen können.  Ich sah, dass sie ein bisschen kleiner als mein Mann war und glich in der Figur und im Gesicht total ihrer eigenen Mutter (nur bedeutend jünger), die ich sehr gut kenne.  Nun  löste ich mich aus der Reihe, weg von der Seite meines Mannes und blieb einfach ein zwei Schritte zurück, denn ich dachte, der Platz gehört ihr und nicht mir. Doch weder mein Mann, noch die Kids schienen diese Person zu bemerken. Die Frau lächelte mir so fröhlich und unbeschwert zu und sagte zu mir: „ Komm Nati , das ist jetzt dein Platz, dein Platz ist jetzt hier. Ihr habt alles richtig gemacht, auch das mit dem Umzug von K. (ihrer Tochter) “ (sie nannte mich natürlich nicht Nati sondern bei meinem richtigen Namen)

Darauf sagte ich erstaunt und verblüfft zu ihr: “Ja, aber es ist doch dein Platz neben ihm...“

„Oh nein“, meinte sie, „mich gibt es doch nicht mehr, mich hat der Krebs zerstört, schau, was aus mir geworden ist.“ Dann zeigte sie mir  ihren vom Krebs gezeichneten Körper. Es war so schrecklich für mich, das zu sehen. Vermutlich fühlte oder sah sie, dass mir Tränen in die Augen stiegen, denn sie lächelte mir nun lieb und herzlich zu und sagte: „ Alles ist gut, mir geht’s gut und ich bin so froh, dass du nun hier bist, du machst alles so gut!“

Mein Mann drehte sich grade in diesem Moment wieder zu mir um und sagte ungehalten:“ Nun komm doch, was ist denn nur?“ 

Jetzt wusste ich es ganz  genau, er hatte absolut nichts von dem mitbekommen, was ich grade erlebte. Mir lag es auf der Zunge, seine Frau zu fragen, ob er und die Kids sie denn nicht sehen können. Doch da streckte sie mir auch schon wie zum Abschied liebevoll die Hände entgegen und begann sich plötzlich aufzulösen.

Nun ging ich schneller, um wieder an die Seite meines Mannes zu kommen, obwohl ich noch immer total verwirrt war.

Und so verwirrt erwachte ich mit dieser letzten Szene aus meinem Schlaf und hätte ich nicht in meinem eigenen Bett gelegen und wäre mir nicht bewust, dass ich „nur“ geträumt habe, ich könnte mit reinem Gewissen vor Gott schwören, dass ich das alles real erlebt habe!

Apropos Gott, er allein wird wissen, wo meine Seele in jener Nacht tatsächlich unterwegs war und ob es diese Begegnung wirklich gab. Nein, so leicht sich dieser Traum hier vielleicht lesen lässt, für mich war er alles andere als leicht. Dieser Traum hat mich sehr tief bewegt und noch jetzt beim Schreiben gehen mir die im Traum erlebten Gefühle richtig unter die Haut und mir kommen die Tränen.

 

In diesem Sinne,

herzlichst Nati Merlin

 
 

Nach oben