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Spuren im Leben - Spuren im Sand

Kapitel 3.

 

Zu allem Übel bekamen wir eines Tages im Herbst, direkt im Anschluss des letzten Chemozyklusses meines Mannes, die fürchterliche und traurige, für uns kaum fassbare Nachricht, dass einer unserer Neffen im zarten Alter von gerade mal 18 Jahren, mit dem Auto gegen einen Baum gefahren und tödlich verunglückt, bei lebendigem Leib verbrannt sei. Wir waren zutiefst erschüttert, fassungslos und unendlich traurig über dieses schreckliche Unglück. Wir gingen zur Beerdigung, uns fehlten aber nicht nur die Worte, sondern auch die Kraft, hatten wir doch schon so schwer gegen den Krebs mit allen Begleiterscheinungen anzukämpfen. Kaum waren wir von der Beerdigung zu Hause angekommen, klingelte das Telefon. Ein Schreck fuhr uns mittlerweile bei jedem Telefonklingeln durch die Glieder. Es hatte sich mittlerweile schon so eingespielt, dass ich das Telefon bediente, mein Mann meinte immer, falls es die Klinik oder irgend ein Arzt ist, sollte ich zuerst mit ihnen reden. Dazu muss ich sagen, dass ich auch aus früheren beruflichen Erfahrungen im medizinischen Bereich etliche Kenntnisse hatte, die ins Fachwissen gingen. Mein Mann sagte mir immer, dass ich besser Bescheid wisse und daher besser nachfragen könne, im Falle eines Falles. Ich nahm also dass Telefonat entgegen und es war zum Glück nicht die Klinik oder ein Arzt.( so dachte ich noch, denn jedes Telefonklingeln löste mehr oder weniger Panik aus, weil man schon regelrechte Angst hatte, was nun wohl wieder los sei, nicht in Ordnung. ist. Dieses Mal war es einer unserer allerbesten Freunde. Zunächst atmete ich erleichter auf. Dann merkte ich aber rasch, dass seine Stimme total aufgelöst klang. Nach einer kurzen Begrüssung teilte er mir mit, er sei voller Angst und Sorge um seinen Bruder, der ebenfalls auch zu unserem Freundeskreis zählte. Unser Freund erzählte mir, dass sein Bruder aufgrund einer heftigen Erkältung und ständigem Husten in der Klinik zum Röntgen war. Dort habe man mehre Schatten auf der Lunge festgestellt und ihn deshalb zum CT geschickt und später eine Bronchoskopie gemacht.
All das, was mein Mann schon längst hinter sich hatte. Beim Bruder unseres Freundes wurde eine sogenannte Asbest-Lunge festgestellt. Er wurde darufhin in mehreren Schritten operiert. Dem Bruder ging es sehr schlecht und unser Freund, der alleinstehend war, wusste mit seinen Ängsten und Nöten nicht wohin, deshalb rief er in seiner Verzweiflung bei uns an. Ich versuchte ihm Mut zu machen und ihn zu beruhigen, so gut ich nur konnte. Eigentlich ging es mir selbst schon schlecht genug, aufgrund unseres eigenen Kampfes, der Beerdigung unseres Neffen und allem anderen. Aber ich bot unserem Freund trotzdem an, dass er mich jeder Zeit anrufen darf, wenn er über die Krankheit und seine Sorgen um seinen Bruder reden möchte. So kam es dann auch, dass er zu allen möglichen Zeiten und Unzeiten bei uns anrief und ich ihm geduldig zuhörte, tröstete und ermutigte, oftmals sogar Tipps gab, worauf zu achten sei. Wochenlang wurde ich seine "Seelsorgerin". Was sollte ich denn machen? Er hatte niemanden mit dem er reden konnte und er war unser Freund seit nahezu 30 Jahren! Meinem Mann erzählte ich nicht die komplette Wahrheit, um meinen Mann obendrein nicht auch noch mit dieser Geschichte zu belasten. Ich sagte ihm nur, dass unser Freund eine schlimme Erkältung hat und darüber beunruhigt ist.
Einige Wochen später, es war bereits Herbst, mein Mann hatte die Bestrahlungsreihe beendet und es ging ihm immer schlechter, als Folge der Bestrahlung. Damals kam dann noch ein ganz anderer Anruf! Es war der beste Schulfreund meines Mannes,beide hegten eine feste und innige Freundschaft die bis damals anhielt.  Und beide kannten sich von Kindesbeinen an. Dieser Freund hatte vor etlichen Jahren Blutkrebs, galt aber als geheilt. Nun rief er an und verkündete ausser sich vor Angst, voller Panik und weinend, dass er einen Rückfall erlitten hatte und mit äusserst schlechter Diagnose im Krankenhaus lag. Er wollte unbedingt mit meinem Mann sprechen, um mit ihm über seinen Krebsrückfall zu reden. Doch ich reagierte schnell und sagte, mein Mann sei nicht zu Hause. Die Ärzte meines Mannes legten mir ja schon sehr zeitig nahe, bloss jegliche Aufregungen so gut es nur ging, von meinem Mann fern zu halten.
Aufregungen seien in der Therapie das grösste Gift, er müsse sich in Ruhe mit allem auseinander setzen können. Ich war so hin und her gerissen, hatte ein ganz mieses, schlechtes Gewissen mit meiner Notlüge, diesem Schulfreund meines Mannes gegenüber und wusste jetzt wirklich nicht mehr ein noch aus. Wenn nun dieser Freund meines Mannes vielleicht sterben würde, was dann? Oder wenn er einfach nur Trost im Gespräch mit meinem Mann gefunden hätte, wäre es doch eine Hilfe, die ich ihm durch mein Verhalten nicht zugestanden hatte. Ich hatte arge Gewissensbisse, kam mit mir und meinem Verhalten nicht mehr klar und rief bei meiner Psychologin an. Diese sagte dann, dass mein Mann für mich natürlich an wichtigster und vor allem auch an erster Stelle steht. Sein Wohlergehen hat immer Vorrang und so schlimm es für seinen Freund auch alles sei, ich könne meinen Mann damit nicht auch noch belasten. Sie lobte mich noch für mein spontanes Verhalten diesem Freund gegenüber, indem ich gesagt hatte, dass mein Mann nicht zu Hause sei. Doch meinem seelischen Wohlbefinden half das alles nicht. Ich fühlte mich mies, schlecht und verdammt gemein. Meine Güte, ich dachte, dass ist alles nicht wahr, ein Albtraum...ja, ich befand mich inmitten des schlimmsten Albtraumes, den man sich nicht einmal vorstellen kann!
 
Der Schulfreund meines Mannes rief mich dann immer wieder und sehr oft an und auch für ihn wurde ich so eine Art Seelsorgerin. Da mein Mann oft in der Klinik war, versuchte ich die Gespräche mit diesem Freund in die Zeit der Abwesenheit meines Mannes zu legen, um sicher zu gehen, dass mein Mann nichts mitbekam und so nicht mit der Krebserkrankung seines Schulfreundes belastet wurde. Auch der Freund meines Mannes bekam Chemotherapie. Er tat mir unendlich leid, denn er hatte keine Familie mehr, wohl einzig nur eine sehr viel ältere Schwester, die ihn hin und wieder besuchte. So erlebte ich den Werdegang seiner Krebs-Krankheit am Telefon ganz intensiv und quasi hautnah mit, von A bis Z und das nahezu täglich. Auch er bekam Chemotherapie und erlebte die Nebenwirkungen in allen schrecklichen Formen und liess mich natürlich alles wissen - mit wem sollte dieser arme Kerl denn sonst auch reden. Mensch, ich fühle noch immer, wie leid er mir tat und wie fürchterlich das alles für mich war, ihm nicht viel mehr helfen zu können, als zu zu hören und immer wieder ermutigend zu zu reden. Nichts konnte ich wirklich für unseren herzensguten Freund machen, im Gegenteil, ich war gezwungen ihn nicht die Wahrheit zu sagen, wegen der angeblichen Abwesenheit meines Mannes. Ich  Es war alles so unglaublich schrecklich für mich, das alles mit zu erleben.wenn es eine Hölle gibt, dann bin ich mit Sicherheit damals schon einmal durch diese Hölle gegangen. Dieses lief alles parallel zur Krankheit meines Mannes ab, für den ich so stark sein wollte, ich liebte ihn doch so sehr, meinen geliebten Mann, dem es zu dem Zeitpunkt schon schlechter denn je ging.
 
Der Schulfreund lebte ganz allein, wie unser anderer Freund auch, weil ebenfalls geschieden, aber dieser Scghulfreund war Vater von zwei Töchtern, die damals im Alter von 10 und 12 Jahren waren. Sie wohnten weit von ihm entfernt und so lange er gesund war, holte er sie an jedem zweiten Wochenende zu sich. Sie verband ein sehr liebevolles und inniges Verhältnis, wie es hätte nicht besser sein können. Das er sie nun während seiner Therapie nicht mehr sehen konnte, belastete ihn sehr schwer. So suchte er in seiner Not immer wieder Hilfe in den Gesprächen mit mir und vertraute mir all seine Ängste und Sorgen an, auch die um seiner Töchter. Er tat mir wirklich unendlich leid. Manchmal weinte dieser Freund unter Todesangst sehr heftig und ich hörte ihm dann eine Weile schweigend zu, dann hätte ich ihn gerne in meine arme geschlossen. Mir kamen bei diesen Gesprächen oft selbst die Tränen und nach so einem Telefongespräch verharrte ich vielmals noch lange Zeit im Weinkrampf aufgelöst im Wohnzimmer, bis ich mich wieder beruhigt hatte und leise ins Bett begeben konnte. Einmal war es sogar schon kurz vor Mitternacht, als das Telefon klingelte. Ich befand mich mit fürchterlichen Darmkoliken im Bad, so wie es seit vielen Nächten mit mir ging. So schnell ich konnte rannte ich aber dennoch zum Telefon, damit mein Mann ja nur nicht erwachte, denn er brauchte so dringend Schlaf und ich war froh, wenn er irgendwann einmal schlafen konnte.
Am Telefon war dann der besagte Schulfreund. Ich fror, mir war unendlich kalt und ich zitterte, mir war schwindelig ob meiner Bauchkrämpfe, doch ich sagte diesem Freund von alldem nichts. Er war schliesslich mit seiner erneuten Krebserkrankung in grosser Not und brauchte auch in jener Nacht seelischen Beistand weil irgend etwas mit der Chemo am Nachmittag völlig schief gegangen war. Es ging ihm in jener Nacht verdammt schlecht, er stand unter panischer Angst. Hinzu kommt, dass die Angst  in der Nacht besonders stark ist, so war es auch bei ihm. Zuerst verstand ich kaum ein Wort, denn er weinte so sehr. Dann bekam ich heraus, dass ihm mitgeteilt wurde, dass er keine Chance mehr bekommen werde und man die Chemo abbrechen müsse, es keine Chance mehr für ihn gäbe. Man sei offen zu ihm gewesen, damit er alles Nötige regeln und veranlassen kann, was für seinen Tod noch zu regeln ist. Als ich ihn weinen hörte und wie er so von seinen Ängsten erzählte, brach es mir einmal mehr das Herz. Ich schrie verzweifelt auf und rief immer wieder :” Oh nein, mein Gott…mein Gott, WARUM???” Dann rief ich mich selbst zur Raison, er brauchte mich jetzt am Telefon. Er wollte wissen, wieviel Zeit ihm noch bleibt, doch das konnte ihm natürlich niemand sagen, auch ich nicht. Mir lief es eiskalt den Rücken runter, ich kam mir vor wie im brutalsten Horrofilm. Meine Gedanken wanderten plötzlich zu meinem Mann, dem es auch zusehends schlechter ging. Würde er wohl überleben? Was hatten ihm die Ärzte vielleicht gesagt, was ich nicht mal ahnte? Angst, riesengrosse Angst über unser eigenes Schicksal machte sich in mir breit und Fragen über Fragen kamen in mir hoch. Fragen, die ich meinen Mann auf keinen Fall stellen konnte und Ängste, von dem ich ihm nichts erzählen konnte, nicht in seiner Verfassung. Die neuerliche Offenbarung des Schulfreundes meines Mannes, ging mir heftig ans Herz, auch ich musste haltlos weinen. Ich versuchte es zu unterdrücken, aber es gelang mir nicht. Und als er fragte, ob es mir nicht gut sei, sagte ich nur, dass ich nachts immer Schnupfen habe. Was sollte ich machen? Ich fühlte mit ihm, er tat mir so unendlich leid, ich konnte ihn doch nicht hängen lassen und einfach sagen, dass ich das alles nicht mehr hören, will, kann oder möchte. Mir wurde speihübel und ich musste zwischendurch wieder zurück ins Bad. Ich versprach ihm, ihn wieder anzurufen, in wenigen Minuten, so schnell ich nur konnte. Zurück im Bad kniete ich schweißnass vor dem Toilettenbecken, ich kämpfte mit Bauchkrämpfen und Heulattacken. Als ich glaubte etwas Kraft geschöpft zu haben, hatte ich in Wirklichkeit dennoch kaum Kraft, um mich hoch zuziehen. Mir lief der Schweiss in Rinnsalen in den Kniekehlen und vom Kopf hinunter. Ich fühlte mich fürchterlich und hätte über das ganze Haus schreien können.
Ich ermahnte mich selbst, mich zusammen zu reissen, dachte, ich müsse auf allen vieren zum Telefon kriechen, aber ich rief dann den Schulfreund meines Mannes noch einmal an. Ich erinnere mich noch, dass ich so sehr zitterte, dass ich kaum die Nummer wählen konnte, mich immer wieder vertippte und mehre Male neu wählen musste, bis ich endlich eine Verbindung zu ihm hatte.
Es war wirklich ein Horror. Als ich ihn dann am Telefon hatte, sagte er immer und immer wieder Danke und dass er so froh sei, dass er mit mir reden kann, dass ich da sei. Ich hatte ihm inzwischen irgendwann mal erzählt, dass mein Mann zur Kur sei, um den Nachfragen nach meinem Mann ein Ende zu machen, ich kam mir so verdammt schlecht vor mit dieser Lügerei.
Auch für uns gab es eine neue Hiobsbotschaft, denn bei meinem Mann war inzwischen ein neuer Tumor in der Speiseröhre diagnostiziert, ausgelöst durch die Bestrahlung. Es war ein völlig eigenständiger Tumor, ein neuer Krebs, keine Metastas!!! Es nannte sich Plattenzellkarzinom. Das nun noch einmal eine Welt für uns zusammenbrach und wie schrecklich uns mit dieser neuen Diagnose innerhalb eines Jahres zu Mute war, muss ich hier wohl ganz sicher nicht mehr schildern. Was und wieviel konnten wir noch ertragen? Hatten wir überhaupt noch Kraft, um noch einmal gegen diesen verdammten Krebs anzukämpfen? Gab es jetzt noch eine Chance? Warum um alles in der Welt noch einmal....? Mein Gott, ich hatte doch so sehr um SEINE Hilfe gebeten... so sehr geglaubt...so sehr gehofft!
Ich selbst hatte inzwischen sehr heftig abgebaut, so dass ich ärztlich und psychologisch betreut werden musste.
 
Der Schulfreund meines Mannes rief mich dann noch einige Wochen lang an, manchmal am Tag, manchmal abends und auch in der Nacht. Und irgendwann war dann zu meinem Erstaunen seine ältere Schwester am Telefon. Ich bekam fast einen Herzschlag, weil ich dachte, dass sie mir jetzt eine allerletzte Nachricht, nämlich die vomTod ihres Bruders überbringt.
Aber, sie erzählte mir, dass sie nur meine Telefonnummer für ihren Bruder gewählt hätte und überreichte ihm dann den Hörer. Dann hörte ich wie der Schulfreund weinte, schliesslich schrie er ins Telefon, er sei plötzlich am vormittag mit einem Schlag blind geworden. Er übergab das Telefon noch einmal seiner Schwester, weil er im Heulkrampf nicht in der Lage war, so mit mir zu sprechen, dass ich ihn verstehen konnte. Die Schwester erzählte, dass er irgendwie einen Infarkt bekommen hatte, infolge der Chemo. Wir beendeten das Telefongespräch ziemlich rasch und in den frühen Morgenstunden rief mich der Schulfreund selbst noch einmal an, mit Hilfe einer Krankenschwester. Er kam natürlich mit der plötzlichen Erblindung überhaupt nicht klar. Wieder sprach er von seinen Todesängsten und der Sorge, was aus seinen beiden Mädchen wird, wenn er gestorben ist.
Verdammt, auch ich war mit allem irgendwie am Ende, aber ich hörte ihm so gut es ging zu und versuchte auch so gut es ging, ihn zu beruhigen, sofern ich ihn überhaupt noch irgendwie beruhigen konnte, mit dem was ich sagte. Einen Tag später rief mich wieder seine Schwester an, dieses mal teilte sie mir mit, dass ihr Bruder in der Nacht für immer eingeschlafen war.
 
Mein Mann hatte inzwischen physisch und auch psychisch total abgebaut. Man musste ihm einen Stent setzen, um die Speiseröhre so lange es ging aufzuhalten. Der Tumor war in kurzer Zeit so gross geworden, dass die Speiseröhre derart verengt war, dass nicht einmal mehr Wasser hindurch lief. Ohne Stent wäre mein Mann grausam verhungert. Die Ärzte brauchten allerdings drei Anläufe (drei Operationen in seinem gesundheitlich absolut schwachem Zustand!!!) bis sie den Stent neben dem Tumor in der Speiseröhre platziert hatten.
Der Gesundheitszustand meines Mannes hat sich leider nie mehr gebessert. Er lebte noch sechs Wochen mit diesem Stent. An einem Samstagmorgen ist er für immer von mir gegangen...
 
 
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Sicherlich haben viele Menschen, die meine Geschichte lessen, ein ähnliches Schicksal erlebt. Jeder hat auf seine Weise ein mehr oder weniger schweres Paket zu tragen. Ein Paket, welches uns in die Knie zwingt und manch einer vielleicht damit nicht mehr aufzustehen vermag. Es klingt in solchen Situationen grausam, unmenschlich und unvorstellbar zu sagen: “Das Leben geht weiter…” doch irgendwie atmet man ja noch und das Herz schlägt weiter. Innerlich ist man trotzdem vorübergehend Tod, nur äusserlich funktioniert man noch irgendwie.
Mein Glaube an Gott und an das Leben überhaupt, war mir für eine zeitlang vollkommen abhanden gekommen. Dank meines lieben und herzensguten Lebensgefährten, der ähnliches Schicksal erlebt hat wie ich, seine Frau auch an Krebs verlor, habe ich wieder ins Leben zurück gefunden. Ich bin ihm unendlich dankbar, dass er mich ins Leben zurück geholt und auf seinen Flügeln der Liebe wieder ins irdische gebracht hat. Ich lebe und liebe wieder und wünsche mir nichts sehnlicher, als dass Gott uns noch einige gemeinsame Jahre in bester Gesundheit schenkt.
 
So schaue ich auch immer wieder in grosser Dankbarkeit und liebevoller Erinnerung auf die wundervollen Jahre an der Seite meines geliebten Mannes zurück. Wie sagte Jean Paul: “Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann." Ich bin für alle Ewigkeit dankbar für all die Liebe, die mir mein Mann entgegenbrachte, sein gütiges Verständnis mir gegenüber und die wundervolle Zeit an der Seite meines geliebten Mannes. Meinem Mann danke ich auch für die vielen unvergesslichen und glücklichen Jahre, die ich mit ihm verbringen durfte.
 
 
 
Nicht jeder in meinem gesamten Umfeld konnte sich mit meinem neuen Lebensweg abfinden, den ich nach Monaten des Todes von meinem Mann, gegangen bin. Doch irgendwann einmal werden vielleicht auch sie verstehen, begreifen, dass mit dem Tod unseres geliebten Partners buchstäblich ein bis dahin gelebtes Leben total zu Ende ist.
 
Es ist wahr, dass wir nicht schätzen, was wir haben, bis wir es verlieren.
Aber es ist auch wahr, dass wir nicht wissen, was wir vermissen, bis es uns begegnet...
 
Ich möchte kein Mitleid, ich möchte nur, dass man mir mit Respekt begegnet und nachsichtig mit mir umgeht, ohne mich zu verurteilen oder gar zu verletzen. Ein harter Schicksalsschlag und eine schreckliche Zeit liegen hinter mir, in der ich vielmals an meine eigenen Grenzen stiess und sehr schwer verletzt war. Ich brauche und ertrage keine Verletzungen mehr, denn meine Seele hat zuviel Blut verloren, mein Herz hat zuviele Narben zurück behalten, verursacht durch tiefe Wunden.
 
Auch meinen Glauben habe ich inzwischen wieder gefunden. Ich weiss, Gott ist immer mit uns, auch dann, wenn wir es nicht mehr glauben oder fühlen, nicht mehr sehen können, weil wir Seine Wege mit unserem menschlichen Gehirn nicht begreifen können. 
 
Zum Schluss möchte ich hier noch die Geschichte von Magret Fishback hinterlassen:
 
Spuren im Sand
 
Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
 
Als das letzte Bild an meinen Augen
vorübergezogen war,
blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte,
dass an vielen Stellen meines Lebensweges
nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.
 
Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen,
da hast du mir versprochen,
auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich,
dass in den schwersten Zeiten meines Lebens
nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?"
 Da antwortete er:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich
und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
Da habe ich dich getragen...
 
In diesem Sinne
herzlichst Merlin
 
 
 
 
 
 

 

 

 

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