Venus - Stern der Liebe…
Auch diese Geschichte hat sich genauso zugetragen, wie ich sie hier erzählen werde:
 
Es war am späteren Abend des gleichen Tages, als mein Mann in diese andere Welt gerufen wurde. Noch unter schwerem Schock ob des traumatischen Erlebnisses des Tages, stand ich tieftraurig, mit gebrochenem Herzen weinend auf der Terrasse und fragte immer und immer wieder:“WARUM?“
Eine ganze Weile blieb ich dort für mich alleine stehen und liess meinen Tränen freien Lauf. Hier konnte niemand meinen seelischen Aufschrei wahrnehmen.
Plötzlich zog ein ganz helles Licht am Himmel mein Augenmerk auf sich. Ich bekam zeitgleich zum ersten Mal diese eigenartige und ganz seltsame Gänsehaut, wie ich sie später noch des Öfteren in Situationen, die nicht von dieser Welt sind, bekommen sollte. Ich hatte das starke Gefühl, dass jemand neben mir steht. Es ängstigte mich nicht, sondern beruhigte mich sogar irgendwie ein wenig. Ich weiss aber nicht warum, kann es nicht besser beschreiben. Dann schaute ich zu diesem Licht und sah einen unglaublich grossen und hellen Stern am Himmel. Ich traute meinen Augen nicht. Der Stern wirkte wirklich fast ein bisschen unheimlich. Ich erkannte das es die  Venus war und zwar in einer Grösse, wie ich sie niemals zuvor gesehen hatte. Fast war ich erschrocken, doch mir war im selben Moment klar, ich wusste es wirklich ganz genau: dass ist ein spezieller Gruss an mich, von meinem Mann, um mir zu sagen, dass er nicht wirklich fort ist, sondern bei mir! Im selben Moment klingelte mein Handy in meiner Hosentasche. Erschrocken nahm ich das Gespräch an und mein Schwager, Bruder meines Mannes, sagte mit aufgeregter Stimme: „Merlin, geh mal ganz schnell raus, dass musst du sehen!“ Ich erklärte ihm, dass ich schon die längste Zeit draussen sei und fragte ihn, ob er die Venus meint. Spontan, ohne noch etwas anderes zu sagen, sagte er mit absoluter Überzeugung in der Stimme: „Merlin, das ist ein Gruss von deinem Mann, da bin ich mir ganz sicher. So eine grosse Venus hab ich mein ganzes Leben lang noch nie gesehen.“ (Mein Schwager befasst sich mit den Sternen und beobachtet hobbymässig regelmässig das Geschehen am Himmel.)
Dieses Ereignis konnte mich nicht wirklich trösten, aber ich spürte etwas sehr deutlich, nur ich hätte es nicht beschreiben können, was ich genau fühlte. Es war so, als ob mich jemand festhalten, auffangen wollte. Und ich fühlte mit einem Mal tiefe innere Dankbarkeit, ausgelöst durch dieses Zeichen. Ja, ich wusste ganz sicher, dass es ein Zeichen von meinem Mann war, ich empfand es als ein solches. Mein verstorbener Mann wusste um meine ganz spezielle Sensibilität in solchen Dingen, zu seinen Lebzeiten redeten wir oft darüber und meine Sensibilität erstaunte ihn immer und immer wieder. Also wusste er, dass ich verstehen werde, was er mir mit seinem Zeichen sagen wollte. 
Am nächsten Morgen zwang ich mich trotz aller Traurigkeit,  in meine Mailbox zu schauen., Ich erwartete evtl. Mitteilungen von Familienangehörigen wegen der bevorstehenden Beerdigung.
Aber es war nur eine einzige Mail an jenem Morgen in meiner Box. Diese war vom jüngsten Bruder meines Mannes, mit ungefähr diesem Wortlaut:
„ Hallo Merlin,
auch wenn du sehr traurig bist, schau dir bitte mal dringend die Fotos im Anhang dieser Mail an. Ich habe sie gestern Abend draussen auf dem Hof geknipst. Noch nie im Leben habe ich so etwas gesehen! Schau dir die Fotos an, es ist die Venus! Sie war unglaublich gross am HImmel zu sehen und sie gab ein sehr starkes Licht ab, so dass man meinen konnte, es sei der Mond. Ich bin mir sicher, dass muss ein Gruss von deinem Mann an dich gewesen sein. Du solltest es sehen, deshalb habe ich diese Fotos gemacht. Ich wollte dich erst anrufen, damit du rausgehst, aber ich liess es bleiben, weil ich wusste, wie schlecht es dir geht...“
Bleibt noch zu erwähnen, dass die Venus an jenem Abend nicht nur seltsam gross war und geleuchtet hat wie nie zuvor, nein, sie hatte ausserdem einen riesigen Hof - auch das hat noch nie jemand von uns zuvor gesehen.
Inzwischen sind seit dem Tod meines Mannes einige Jahre vergangen. Wie schon erwähnt bin ich wieder sehr glücklich, denn ein herzensguter und wirklich lieber Mensch mit gleichem Schicksal steht mir zur Seite.
Trotz unseres neuen Lebens in wirklicher Harmonie, macht sich abwechselnd bei einem von uns beiden so ab und zu doch noch mal die Trauer breit. Es ist nicht mehr ganz so schlimm, wie es mal war, aber es gibt halt Momente, in denen ist die Trauer wieder da.
Manchmal wird die Trauer durch Erinnerungen, manchmal durch Träume oder andere Erlebnisse hervorgerufen. Besondere Jahreszeiten oder Geburtstage und Todestage, spielen dabei allerdings eine grosse Rolle, eben Erinnerungen.
So ist insbesondere Weihnachten (was eh schon ein emotional beladenes Fest ist), auch immer eine Zeit, welches  viele Erinnerungen an frühere Weihnachten mit dem verstorbenen Partner wach werden lässt. Nachts schleichen sich zu allem dann noch hier und da vermehrt Träume von Früher ein und schon ist man mal wieder in einer Trauerphase. Meinem Lebensgefährten und mir geht es da genau gleich. Es ist schön, dass wir beide dann miteinander darüber reden können, wenn auch nicht immer im selben Moment, weil jeder in solchen Trauerphasen erstmal mit sich selber klar kommen muss.
So war es denn auch im vergangenem Jahr, kurz vor Weihnachten. Plätzchen backen, Baumschmücken, Geschenke besorgen, naja und Gedanken gehen vielmals unbemerkt und ungewollt ihren Weg - man denkt zurück, ob man will oder nicht. Und es ist auch gut so, denn unsere Partner sind gegangen, doch ihre Liebe blieb bei uns.
In den frühen Morgenstunden, irgendwann kurz vor dem Weihnachtsfest, fast noch mitten in der Nacht erwachte ich schweissgebadet aus einem fürchterlichem Albtraum, in dem der Sterbeablauf meines Mannes präsent war. Es war schrecklich und ich war froh, aus diesem Traum zu erwachen. An einschlafen war überhaupt nicht mehr zu denken. So dachte ich mir, es sei das Beste, wenn ich schon mal aufstehe und den Morgenkaffee vorbereite. Ablenkung ist zumindest in so einem Fall die beste Medizin. Nachdem ich den Kaffee fertig hatte, ging ich auf die Terrasse, um die frische kalte Morgenluft einzuatmen. Der Traum hatte mich innerlich irgendwie noch fest im Griff. Ich setzte mich auf einen Stuhl, dachte nach und betrachtete den klaren Nachthimmel. Es war noch recht finster, doch ein Sternenhimmel ohne gleichen.
Im Geiste redete ich mit meinem Mann und ich fragte fast ein wenig scherzhaft, ob er mir nicht mal eine kleine Sternschnuppe als Zeichen schicken könne.
Im selben Moment meiner Gedanken fand ich mich total blöde und albern, sowas zu fragen. Ich sagte zu meinem Mann, dass mir dieser dumme Wunsch leid tut und ich ihn in Ruhe lassen werde in seiner Welt, er solle Frieden haben. Ich entschuldigte mich für mein dummes, kindliches Verhalten. Dann wollte ich gerade  wieder ins Wohnzimmer gehen, ich erhob mich vom Stuhl und plötzlich hörte ich klar und deutlich die Stimme meines Mannes. „Warte mal...“
 Mensch, ich war vielleicht erschrocken!!! Ich fuhr richtig zusammen.  Mein Kopf arbeitet heftig dagegen und sagte mir:“ Ich spinne, alles Einbildung, Wunschgedanke…“
So setzte ich meine Vorhaben, rein zu gehen fort und wendete mich der Terrassentür zu. Nun hörte ich wieder die Stimme meines Mannes, dieses Mal noch viel energischer:“ Mensch, warte doch mal…!“ Ich bekam abermals diese eigenartige Gänsehaut, aber mein Kopf war immer noch dagegen und sagte mir:“ So ein Quatsch, das kommt vom fürchterlichen Träumen der letzten Nacht…“
Doch irgendwas hielt mich wie gebannt fest, ich ging nicht weiter und eine innere Stimme zwang mich, mich wieder auf den Stuhl zu setzen. Irgendwie wusste ich nicht so recht, wie mir geschah, doch ich gehorchte und blieb einen kurzen Moment auf dem Stuhl sitzen. Obwohl ich nicht mal ahnen konnte, was geschehen würde, erlebte ich etwas Unglaubliches! Unvorhergesehen sah ich mit einem Mal gegenüber von mir, auf dem Grat eines hohen Berges über einer Art Mulde des Bergrates, zuerst ein ganz kleines und dann langsam immer heller werdendes Licht. Es sah wirklich unbeschreiblich schön aus und beleuchtete diesen Berg in einem grössren Abschnitt. Ich glaubte, ich werde nun den Mond aufgehen sehen, denn wir befanden uns in einer Neumondphase, da steigt der Mond oft erst gegen Morgen am Himmel auf und man sieht ihn, bis es Tag ist. Nein, ich glaubte zu wissen, dass es der Mond war, dachte noch, dass es schön aussieht, doch mir war es inzwischen viel zu kalt geworden. Also  stand ich wieder vom Stuhl auf und wollte ins Haus gehen, ich war ja noch im Pyjama. Plötzlich  „rief“  mein Mann (ich hörte seine Stimme tatsächlich) fast ärgerlich:“ Nun bleib doch mal hier sitzen und warte ab!!!“  Noch gebannter und fast mechanisch liess ich mich zurück in den Stuhl fallen und schaute automatisch zum vermeindlich aufgehenden Mond. Das Licht wurde immer heller und kroch ganz sachte hinter dem Berg zum Himmel hinauf. Ganz langsam stieg aus dieser kleinen Mulde im Berggrat ein riesiger und wunderschön leuchtender Stern auf.  Und dann sah ich mit Erstaunen, dass ich mich geirrt hatte, es war nämlich nicht der Mond - es war die Venus! Sofort platzte die Erinnerung an den Tag des Abschieds von meinem Mann in mein Gedächtnis, es war, als stände ich wie damals auf der Terrasse - allerdings nicht so traurig wie damals. Ich war mir meines Hier und Jetzt bewusst und fühlte mich glücklich hier zu sein, wo ich jetzt lebe. Gott hatte damals entschieden und wir MUSSTEN unser Schicksal annehmen.
 Nun sah ich hier, in meinem neuen Leben, abermals eine unglaublich grosse Venus und ich sah noch etwas… ich sah das verschmitzte schelmische Lächeln meines Mannes klar und deutlich vor mir. Ja, er zwinkerte mir sogar aufmunternd zu!
Ich hatte überhaupt keine Angst, im Gegenteil, es gab mir eine unglaubliche innere Zufriedenheit und wundersame Kraft. Ich wusste, alles ist gut. Die Gedanken an diesen blöden Albtraum waren von da an vollkommen verschwunden.
Dieses Mal betrachtete ich das Zeichen von meinem Mann, denn ich weiss, dass es ein Zeichen war, wirklich mit anderen Gefühlen, als damals an besagtem Tag. Ich sah dieses Zeichen mit innerer Glückseligkeit.
Meinem Lebensgefährten hatte ich diese Geschichte so früh am Morgen noch nicht erzählt. Als er aber mittags von der Arbeit heimkam, berichtete er mir, dass er am Morgen etwas sehr merkwürdiges gesehen hätte. Die Venus sei so seltsam gross gewesen, wie er es noch nie gesehen hat. Innerlich musste ich liebevoll lächeln, das tat gut, was er mir sagte, oder gar bestätigte.
Dann erzählte ich ihm mein Erlebnis der frühen Morgenstunden - wir sagten beide nichts mehr, denn wir wissen beide und sind davon überzeugt:
Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, davon ahnt der Mensch absolut nichts!
 
In diesem Sinne,
herzlichst
Nati Merlin
 
 
 
 
 
 
                            

 
 
 
 
 

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