Und wieder einmal möchte ich hier eine kleine Geschichte von Norbert veröffentlichen, die ich recht amüsant finde. Beim Lesen dieser kleinen Episode dachte auch ich an meine Schulzeit zurück: Nicht nur die Lehrer waren streng, es herrschten auch sonst sehr strenge und oftmals raue Sitten an unseren damaligen Schulen. Es zählte einfach nur, unter strengem Reglement zu lernen, was das Lehrbuch vorschrieb. Wobei ich nicht ungesagt lassen möchte, dass niemand von uns Schülern an dieser Strenge gestorben ist und es auch längst nicht diese Respektlosigkeit gab, wie sie heute vielmals im Schüler/Lehrerverhältnis an vielen Schulen üblich ist.

 
Nun lasse ich Norbert zu Wort kommen:
 
 
Naturkunde schwach
NOSTALGIE
 
 
Hallo ihr Lieben
Vorausschicken zu meiner lustigen Geschichte möchte ich, dass sie sich tatsächlich so zugetragen hat, vor sage und schreibe 47 Jahren, ich war damals gerade 13 Jahre alt!
Ich war an einem Gymnasium, das von den strenggläubigen und liebenswerten Padres der Mariannhiller Missionare geleitet wurde. Ich wohnte während des Schuljahres im angrenzenden Internat, das ebenfalls von diesen Padres geführt wurde. Wir unterlagen einer sehr strengen Hausordnung, wohlverstanden, in den frühen Sechzigerjahren! Ich studierte damals Latein, Griechisch und, oh Schreck: Theologie in den ersten Ansätzen.
Zudem lehrte man uns auch Geographie, Stenographie, Mathematik, als zusätzliche Schikane auch noch Französisch, Deutsch, Englisch, Musik, Gesang und Notenlehre, Mensch Meier, wie ich diese Fächer gehasst habe. Unter anderem aber auch Naturkunde, naja, damals hiess es Naturkunde, heute sagt man dem Biologie-Unterricht.
 
 
Also denn, lieber Leser, versetze dich in das Jahr 1964:
 
Es war Montag der 16. November des Jahres 1964, morgens um 08.00 Uhr
Die zweite Gymnasialklasse im „St-Josef“ versammelt sich im Klassenzimmer.
 
„Was haben wir jetzt“, fragte mich Moritz, mein Nachbar. Barsch gab ich ihm zur Antwort: “Nur Naturkunde!“
„Ah, wie fein“! Kaum hatte er es gesagt, betrat Pater Anton das Klassenzimmer.
„asseyez-vous“ (setzt euch!) sagte er und mit lautem Krachen setzten wir uns.
„Prenez une feuille de papier“ (nehmt ein Blatt Papier) rief der Senior der Klasse und lachend fügte ich hinzu “ecrivez votre nom dessus“ (schreibt euren Namen oben drauf)! Diese Reihenfolge kannten wir nur zu gut, war doch unser Naturkundelehrer zugleich auch Französischlehrer, und jede Stunde fing so an, wir kannten ihn nur zu gut, unseren Pater Anton.
Er suchte nun im ganzen Klassenzimmer nach einem Opfer zum „Aufsagen“, was wir in der letzten Stunde behandelt hatten.
„Thomas“, sagte er, „Jaaa`“ antwortete dieser und klappte nur ungern das Buch zu. „Nun, wo sind wir das letzte Mal stehen geblieben?“
„Ja, eeeeeeeeeehm….. bei den eeeeeeeeeeeeehm… , bei den Mücken.“
„Gut! Was ist das für ein Tier, die Mücke?“, fragte ihn Pater Anton, und wackelte stehend vor und zurück, wie ein aufrecht stehender, auf zwei Beinen stehender Schaukelstuhl, ganz nach seiner Art.
„Ja, eeeeeeeeeeeeehm…. was wollte ich sagen, eeeeeeeeeeeeehm , die Mücke ist kein giftiges Tier!“
„Nicht? Was denn? Ein Säugetier?“ fragte ihn Pater Anton eiskalt und scheinbar erstaunt.
„Ja!... Nein! ..., das nicht, aber sie haben saugende Mundwerkzeuge“ sagte Thomas ganz verlegen.
„Ach so“ seufzte Pater Anton und sah Thomas sehr traurig an, das konnte er immer so gut, unser geliebte Naturkundelehrer.
Mit neuer Kraft sagte Thomas:“ Ja und dann, eeeeeeeeeeeeehm…ein Säugetier, aber das kommt nicht von Saugen!“
Moritz lachte wie ein Verrückter, auch ich konnte mich kaum beherrschen und musste schmunzeln.
Moritz machte noch eine unverständliche Bemerkung und hing regelrecht schief vor Lachen auf dem Stuhl hinter seinem Pult.
„Du fliegst bald hinaus, Moritz“! rief Pater Anton leicht zornig und lief im Gesicht ganz rot an, und unvermittelt fragte er Thomas wieder lächelnd, leicht verlegen, in dem der den Kopf leicht schief hielt:“ In dem Fall schnaufen die Mücken also nicht?“
„doch doch,… aber...eeeeeeeeeeeeeehm... nicht durch die Nase“, erwiderte Thomas
„Aber das Huhn ist kein Sägetier und schnauft gleichwohl durch die Nase“ erwiderte Pater Anton
„Ja, dann kann ich auch nichts dafür, meinte Thomas, „dann ist das Huhn wohl eine Ausnahme“.
Es entstand ein grosses Gelächter in der Klasse und sogar Pater Anton amüsiert sich scheinbar köstlich.
Moritz musste natürlich seine Bemerkungen hinzufügen..., (welche weiss ich heute leider auch nicht mehr)
„Tais-toi“ (Halt deinen Mund) rief ihm Pater Anton zu.
„Aber sag mal, wohin gehören denn nun eigentlich die Mücken? “fragte Pater Anton Thomas und schüttelte verzweifelt seinen Kopf.
Thomas kratzt sich hinter den Ohren und meinte:“ ah…eeeeeeeeeeeeeehm... die Mücke ist ein Raubtier“!
„Gut! Bis jetzt war noch nichts richtig, was du bisher erzählt hast, aber Du kannst ruhig weiterfahren!"
Thomas wusste nicht mehr wo ein und aus und war am Verzweifeln. Es ist mir heute noch unerklärlich, weshalb Thomas so „neben den Schuhen“ war.
„Aber das glaubst du doch selber nicht, was du da verzapfst!“ sagte Pater Anton, „du kannst dich setzen."
Thomas jedoch gab sich in der Folge geschlagen, er war nahe am Heulen und setzte sich.
„Hoffnungsloser Fall“, meinte Pater Anton und blätterte in seinem Naturkundebuch weiter.
 
Wie die Naturkunde-Stunde weiterging, weiss ich heute, nach beinahe einem halben Jahrhundert leider auch nicht mehr, aber diese Episode ist in meinen Erinnerungen geblieben.
Das Verhalten unseres „Naturkunde-Lehrers“ war für damalige Zeiten sehr kulant, aber das Verhalten der Schüler, in diesem Falle von Thomas und vorallem von Moritz für damalige Zeiten sehr riskant.
Wohlverstanden, es war dies ein Aufsatz, den ich im Jahre 1964 im Alter von 13 Jahren schrieb, einer von vielen Aufsätzen, die ich Gott sei Dank bis in die heutige Zeit hinüberretten konnte. Für diesen Aufsatz bekam ich damals eine 6, (war damals bei uns die Bestnote) und zudem musste ich diesen Aufsatz vor der versammelten Klasse vorlesen.
Nun ja, noch heute bin ich ein bisschen stolz darauf.
 
 
 
 
 
PS:
Ich habe damals viele solcher Geschichten und „Tatsachenberichte“ geschrieben, doch leider sind praktische alle, „heulheul“, diese Manuskripte verloren gegangen. Naja, damals gab es ja auch keine elektronischen Datenverarbeitungsgeräte und schon gar nicht die Möglichkeit, sie elektronisch abzuspeichern
 
Ich werde mal ein bisschen in meinen wenigen übriggebliebenen Dokumenten herumstöbern, vielleicht finde ich noch was von damals.
 
Bis demnächst,
herzlichst
Norbert
 
Ähnliche Beiträge und noch viel mehr gibt es auf Norberts Homepage
 
 
 

 

 

 

Flag Counter

 

 

 

Nach oben